DOKUMENTIERT:

Veröffentlicht von Thomas Stahlhut am

Fakultätsratsbeschluss zum Erhalt der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe und die frühe Globalisierung“

Die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe und die frühe Globalisierung“ wurde 2014 durch einen Senatsbeschluss begründet. Schon vorher fand im Arbeitsbereich Globalgeschichte wichtige Forschung über die deutsche Kolonialzeit statt, welche durch die unabhängige Finanzierung intensiviert werden konnte. Ergebnis davon sind, neben Abschlussarbeiten, Dissertationen, Publikationen, einer App, vielen Interviews in unterschiedlichen Medien und internationaler Kooperation, vor allem auch Diskussionsanstöße in der Stadtöffentlichkeit, Politik und Wissenschaft.
Trotz all dieser Erfolge ist die Finanzierung der Forschungsstelle ab Oktober 2024 ungewiss.
Das ist nicht nur katastrophal für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort und für die Universität Hamburg im Allgemeinen, sondern auch für die Demokratiebildung in der Stadt. Jüngst zeigte sich auch in der Debatte um die Forschungsstelle in der Bürgerschaft die Wissenschaftsfeindlichkeit der rechts-außen Partei AfD. In seiner Rede unterstellte der Abgeordnete Alexander Wolf, dass der Universitätsprofessor Dr. Jürgen Zimmerer in seiner Forschung „nicht um Objektivität bemüht, sondern im Gegenteil regelmäßig polemisch und unsachlich“ wäre. Mit solchen Aussagen sollen die objektiven Erkenntnisse der Forschungsstelle über den Zusammenhang von Kolonialismus, Rassismus und wirtschaftlichem Aufstieg durch Ausbeutung delegitimiert werden, um den heutigen Imperialismus zu verharmlosen und zu legitimieren. Hier wird eine Person aus dem Lehrkörper der Universität Hamburg stellvertretend für viele weitere diskreditiert. Dieser und weitere Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit und auf Wissenschaftler:innen von rechts erfordern unsere unbedingte Solidarität.

Diese Angriffe richten sich aggressiv gegen die Umsetzumg und Erweiterung eines hamburgweiten Konzepts zur Erinnerung an die koloniale Geschichte und ihre heutigen Folgen. Dass was Alexander Wolf als „links-rot-grüne Umerziehung“ bepöbelt, ist die Schaffung einer öffentlichen Erinnerungskultur, die ein Erinnern und ein Lernen aus der Kolonialzeit für alle ermöglicht. Insbesondere in Hamburg ist dieses Gedenken auch deshalb geboten, weil über den Hamburger Baakenhafen die Soldaten verschifft
wurden, welche den Völkermord an den Herero und Nama begangen haben (dort ist bis heute kein Hinweis auf diese Geschichte zu finden). Außerdem ist Hamburg heute eine internationale Stadt die sich als weltoffen versteht. Im Sinne der Förderung dieser Weltoffenheit sollte die Erinnerungspolitik der Stadt alle Bewohnerinnen und Bewohner miteinschließen. Hierbei sind die Erkenntnisse der Forschungsstelle eine wichtige Grundlage, die ihrerseits einer (materiellen) Grundlage bedürfen.
Mit dieser Begründung haben wir den im Folgenden dokumentierten Antrag im Fakultätsrat zur Abstimmung gestellt, beschlossen und der Behörde für Wissenschaft und Forschung übermitteln lassen:

  • Der Fakultätsrat befürwortet die Weiterführung der Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe und die frühe Globalisierung als finanziell eigenständige Organisationseinheit innerhalb der Universität Hamburg.
  • Der Fakultätsrat beauftragt das Dekanat den Beschluss der BWFGB, der BKM und dem Universitätspräsidium zeitnah zukommen zu lassen.
  • Desweiteren spricht sich der Fakultätsrat entschieden gegen die Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit durch die AfD aus und stellt sich hinter die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fakultät, insbesondere der Forschungsstelle.

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