Fakultätsratsbeschluss „Nie wieder Faschismus – Nie wiederKrieg“ – Projektwochen zum 80. Jahrestag der Befreiung

Veröffentlicht von Thomas Stahlhut am

BESCHLUSS:
Im Jahr 2025 jährt sich der 8. Mai 1945, der Tag der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht gegenüber der Anti-Hitler-Koalition, zum 80. Mal. Mit der Beendigung des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Faschismus waren weitreichende Schlussfolgerungen für einen Aufbruch der zivilen Entwicklung für die umfassende Realisierung der Menschenwürde verbunden, die in der Gründung der Vereinten Nationen und der Erklärung der Menschenrechte ihren Ausdruck fanden sowie in die antifaschistischen Grundsätze des deutschen Grundgesetzes eingingen. Diese Schlussfolgerungen zu realisieren, ist auch gemeinsame Verantwortung der Hochschulmitglieder.
Der Fakultätsrat ruft daher alle Mitglieder der Fakultät auf, sich im Sommersemester 2025 an Projektwochen im Sinne eines Themensemesters zum 8. Mai 2025 zu beteiligen. Darin können die in Folge der Befreiung gezogenen Konsequenzen für Forschung und Bildung sowie die Bedeutung der Geisteswissenschaften für das „ Nie wieder!“ diskutiert werden. Dieser Auseinandersetzung gewidmete Seminare und Vorlesungen im Sommersemester 2025, einzelne umgewidmete Lehrveranstaltungssitzungen um den 8. Mai oder extracurriculare Veranstaltungen sollen durch die Fakultät gesammelt und den Mitgliedern zur Kenntnis gegeben werden.

BEGRÜNDUNG:
Durch das Engagement von Gewerkschafter:innen, Wissenschaftler:innen, Kunst- und Kulturschaffenden und nicht zuletzt durch die Studierendenbewegung um 1968 ist die Befassung mit den deutschen Verbrechen zwischen 1933 und 1945 inzwischen beinahe selbstverständlich in Bildungseinrichtungen verankert. Die Grundlagen des Gelingens der Befreiung und die nach 1945 gefassten weitreichenden und bis heute nicht voll verwirklichten Konsequenzen stärker in den Blick zu nehmen, bildet Maßstäbe
für die heute notwendige Herausbildung zivilgesellschaftlicher Handlungsfähigkeit gegen Rechts.
Welche Bedeutung ein Bewusstsein über das Menschheitserbe für die Befreiung hatte und hat,
unterstreicht die Aufklärungsarbeit von Thomas Mann in den USA (Deutsche Hörer) aber auch die
Aufrufe zu Humanität und heimlicher Kriegssabotage der Widerstandszirkel von Hochschulmitgliedern
um die Weiße Rose in Hamburg und München. Diese Zivilcourage einer Minderheit wirkte nicht nur unmittelbar zur Schwächung der deutschen Kriegstüchtigkeit, sie war auch, siehe Bruno Snell und das Blaue Gutachten, Grundlage für den Neubeginn nach 1945.
Gegenstand der fachspezifischen Auseinandersetzung mit den Bedingungen des Gelingens und den Schlussfolgerungen der Befreiung in den Projektwochen kann beispielsweise sein:

  • Die Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der
    Geschichtspolitik der Nazis und die Frage von neutraler
    Geschichtswissenschaft heute;
  • Der philosophischen Grundlage des Faschistischen
    Menschenbilds im Gegensatz zu den Grundlagen des
    Menschenbildes des Widerstands (beispielsweise der
    weißen Rose);
  • Die Auseinandersetzung mit dem Bewusstseinsbildenden
    Charakter der Sprache, siehe Victor Klemperer – LTI;
  • Die Untersuchung der Auswirkungen der Befreiung vom
    deutschen Faschismus auf andere Länder (Japans
    Verfassung, Befreiungskämpfe in Afrika und Südamerika,
    die Auseinandersetzung mit dem Faschismus in Portugal
    und Spanien etc.).

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