Aufruf zur Wahl des Fakultätsrats

Veröffentlicht von Thomas Stahlhut am

„Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn’ auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.

Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich Euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich seyn,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brod genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrthen, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.“

Heine, Heinrich, „Deutschland.
Ein Wintermährchen“, 1844.

Mit der neoliberalen Glaubenslehre „there is no such thing as society, there are only individual men, women and families“ (Thatcher) ist viel Schaden angerichtet worden. Abbau des Sozialstaates, Bekämpfung der Gewerkschaften, prekäre Arbeitsverhältnisse, ein krankmachendes Gesundheitssystem, alles für die Häufung obszönen Reichtums in den Händen weniger – und die AfD lacht sich ins Fäustchen. Die Predigten für individuellen Verzicht (Sparen, Sparen, Sparen) bei gleichzeitiger Steigerung der Arbeitslast sind keine Krisenlösung. Weder sollten wir ihnen glauben schenken noch ihnen folgen.

Stattdessen ist eine umfassende Rekonstruktion des Humanen erforderlich. Auf der Tagesordnung stehen: die Schaffung von Frieden (Abrüstung und Entmilitarisierung), die Wiederherstellung bzw. Ausbau sozialstaatlicher Errungenschaften, die Schaffung eines rationalen Mensch Natur Austauschverhältnisses, der Ausbau öffentlicher Gesundheits-, Kultur- und Bildungseinrichtungen. Die Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von oben nach unten bildet dafür die Grundlage. Dann hat auch die AfD nichts mehr zu lachen.

Diese politische Wende durchzusetzen, erfordert geschichtsbewusst, neugierig, kritisch, solidarisch, egalitär, kooperativ und anspruchsvoll agierende Menschen. Das ist Sinn und aufklärende Aufgabe der Geisteswissenschaften: Historisch bewusst aus dem Errungenen und Fehlern vergangener sozialer Kämpfe zu lernen, für das begründete Engagement heute. Das vertiefte Verständnis der Sprachen und Kulturen als echte international Solidarische Völkerverständigung. Interpretation und Schaffung von musikalischer, literarischer und bildender Kunst zur Bildung weiterreichender Ansprüche. In der Philosophie die Reflexion höherer Zwecke menschlichen Handelns. So bekommt das Studium der Geisteswissenschaften einen neuen Drive. Daran mitzuwirken ist jede:r gefragt. Über die Hochschule hinaus sind zur Verwirklichung dieser Ansprüche bereits viele Bündnispartner vorhanden, mit denen wir uns neu verbünden sollten.

Unsere programmatischen Eckpunkte für den Fakultätsrat:

Studienreform für die Bildung mündiger Menschen

Produktiver Erkenntnisgewinn und die solidarische Entfaltung der Persönlichkeiten zur Schaffung einer menschenwürdigen Welt braucht egalitäre Lehr- und Lernverhältnisse (statt Verschulung durch Prüfungen, Anwesenheitspflichten, Modularisierungen, …). Nach erkämpften Verbesserungen, wie der Abschaffung von Fristen und der Etablierung des Studium Generale, sind zu erwirkende Eckpunkte einer entsprechenden Reform:

• Reduzierung der Prüfungslast und Zurückdrängen von Benotungen zugunsten kooperativer Erörterung über den Erkenntnisfortschritt,

• die Ausweitung des Studium Generale auf die gesamte Uni,

• der Ausbau des Projektstudiums und der studentischen Forschungsgruppen,

• Überwindung der Leistungspunkte – Vergleich von Inhalt statt Leistung,

• Schluss mit „Rausprüfen“: Aufhebung der Begrenzung von Prüfungsversuchen!

Studienreform für die Bildung mündiger Menschen

Produktiver Erkenntnisgewinn und die solidarische Entfaltung der Persönlichkeiten zur Schaffung einer menschenwürdigen Welt braucht egalitäre Lehr- und Lernverhältnisse (statt Verschulung durch Prüfungen, Anwesenheitspflichten, Modularisierungen, …). Nach erkämpften Verbesserungen, wie der Abschaffung von Fristen und der Etablierung des Studium Generale, sind zu erwirkende Eckpunkte einer entsprechenden Reform:

• Reduzierung der Prüfungslast und Zurückdrängen von Benotungen zugunsten kooperativer Erörterung über den Erkenntnisfortschritt,

• die Ausweitung des Studium Generale auf die gesamte Uni,

• der Ausbau des Projektstudiums und der studentischen Forschungsgruppen,

• Überwindung der Leistungspunkte – Vergleich von Inhalt statt Leistung,

• Schluss mit „Rausprüfen“: Aufhebung der Begrenzung von Prüfungsversuchen!

Soziale Verbesserungen erstreiten

Damit alle den oben genannten Ansprüchen ungemindert nachgehen können, streiten wir für grundlegende soziale Verbesserungen: Minderung des Drucks durch verlängerte (aufgehobene) Fristen; durch Aufruf zu und Freistellung für die Teilnahme an der Hochschulübergreifenden Demonstration „Leerer Bauch studiert nicht gern“ (Beschluss des Fakultätsrats unter kritgeiwi.org dokumentiert); durch eigenständige politische Stellungnahmen und Engagement. Auf unsere Initiative kommt es dabei an:

• Ausweitung und Erhöhung des BaföG zu einem Eltern- und herkunftsunabhängigen Vollzuschuss,

• Ausbau von Wohnheimplätzen und Senkung der Mieten,

• Mehr studentische Mitbestimmung und Demokratie im Studierendenwerk,

• Senkung der Preise und Erhöhung der Qualität der Gerichte in den Mensen durch höhere öffentliche Zuschüsse,

• Besser bezahlte, tarifgebundene und unbefristete Beschäftigungsverhältnisse für Studierende sowie bezahlte Praktika,

• Senkung der Verwaltungsgebühren und kostenfreier ÖPNV,

• Mehr statt weniger soziale Kommunikationsräume: das Café im AAI muss wieder geöffnet werden!

Philosophenturm geschichtsbewusst gestalten

Historisch bewusst und für die Mehrung des gemeinsamen Engagements zu studieren, bedeutet im Hinblick auf den Rückumzug in den Philosophenturm dessen geschichtsbewusste Gestaltung und Belebung. Wir haben dafür eine Philturm-AG ins Leben gerufen, um die (selbstverwalteten) studentischen Aufenthalts-, Lern- und Arbeitsräumen zu erweitern, wie auch um Flure, Sitzecken, Teeküchen und Ausstellungsflächen als Orte der wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzung zu erschließen. Auch für die von uns initiierte Benennung der Hörsäle im Philturm nach Personen, die durch ihr humanistisches Engagement die Universität geprägt haben und dadurch heute als Inspiration und Vorbild dienen können, treiben wir weiter voran. Damit sind die Fachbereiche gefordert, sich mit ihrer eigenen Geschichte kritisch auseinanderzusetzen und sich entsprechend in dieser zu verorten. Im Übrigen:

• Fachnahe und kenntnisreiche Unterstützung in den Bibliotheken: ausreichend Büro- und Arbeitsräume,

• Historisches Bewusstsein in Bezug auf das Gebäude, das Fach, die Universität und unsere Wirkung in der Stadt; Wandgemälde und Kokoschka-Triptychon sollen erhalten bleiben bzw. wiederhergestellt werden,

• Wissenschaft als Berufung: keine zeitliche Begrenzung der Nutzung durch die Mitglieder, weder im Cube, noch im Philturm!

Finanzierung für höhere Zwecke

Ein Grund für die Einrichtung von Fakultäten (vorher: Fachbereiche und Konzil/Akademischer Senat) war das Prinzip von Teile-und-Herrsche, was sich besonders bei Ein-Fach-Fakultäten wie der BWL zeigt: Im Streit um die viel zu geringe Grundfinanzierung soll sich gegenüber den anderen Fakultäten in Konkurrenz gesetzt und profiliert werden, statt gemeinsam für mehr Mittel zu streiten. Ein Ausbau der Kooperation für die Ausfinanzierung der Universität ist demgegenüber notwendig, der Lage angemessen und auch für die inhaltliche Entwicklung ein echter Gewinn.

Tätiges Erinnern gegen Rechts

Mit dem positiven und aktiven Bezug auf das weltweite humanistische Erbe können wir menschenverachtender Sündenbock-Demagogie entlarven und widerlegen. Die „erinnerungspolitische Wende um 180°“ (Höcke) richtet sich vor allem gegen dieses Engagement: Gegen das Vergessen und für die Bildung einer menschenwürdigen Perspektive für die ganze Welt machen wir Lesungen aus den Büchern, welche 1933 von faschistischen Studenten verbrannt wurden, wirken für die Beteiligung der Fakultät am „Monat des Gedenkens in Eimsbüttel“ und engagieren uns im Ratschlag für den 8. Mai als Feiertag und bei der Kampagne „International solidarisch – Schluss mit Austerität!“.

Internationale Solidarität ist die wirkliche Alternative zu Deutschland.

Kategorien: FlugblätterProgramm