Kandidaturerklärung für die Wahl des FSR Geschichte 2021
„Es war eine sternklare Vollmondnacht. Anhänger der Neonazipartei <Der III. Weg> wollten sich versammeln, um Jagd auf Geflüchtete zu machen. Die Partei hatte in den Tagen zuvor dazu aufgerufen, mit Kopflampen und Nachtsichtgeräten an der deutsch-polnischen Grenze zu patrouillieren um gegen <Überfremdung> vorzugehen. Die Bundespolizei griff nach eigenen Angaben rund 50 von ihnen später mit Pfefferspray, Bajonet, Machete und Schlagstöcken bewaffnet auf.“
Junge Welt, „24 Stunden Solidarität“, Ausgabe vom 26.10.2021, Seite 4.
„Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens: Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
„Schwur von Buchenwald“, Buchenwald/Weimar, 19. April 1945.
Antifaschistisch zu sein ist mehr als gegen Nazis zu sein. Die Wurzeln des Nazismus liegen erkennbar in einer konkurrenzbasierten Gesellschaft, deren Probleme von den Ewig-Gestrigen mit Menschenhass, Egoismus und Gewalt beantwortet werden.
Die Mitlieder der Universität haben sich demgegenüber mit ihrem Leitbild und der Ausrichtung an den UN-Nachhaltigkeitszielen dafür entschieden, zur Humanisierung der Welt an der Lösung von globalen Problemen demokratisch, mit Bildung und Wissenschaft zu arbeiten.
Die Studierendenschaft spielte innerhalb dieses Konflikts eine widersprüchliche Rolle. 1939 verbrannten reaktionäre Studentenverbände marxistische, sozialistische und humanistische Literatur. Durch ihren Humanismus leistete der Hamburger Zweig der Weißen Rose entschieden Widerstand gegen die faschistische Barbarei. 1968 lüfteten insbesondere die Studierenden mit ihrem kulturellen Aufbruch für Frieden und Demokratie den Muff der restaurativen 50er und legten sich dadurch erheblich mit den autoritären Strukturen und Nazi-Kontinuitäten der Nachkriegszeit an.
Im Bewusstsein dieser Widersprüche und anknüpfend an die 68er-Bewegung positionieren wir uns heute mit Solidarität und Anteilnahme gegen Konkurrenz und Vereinzelung für eine progressive Entwicklung von Uni und Gesellschaft.
In diesem Sinne wirken wir für:
- Einen kulturellen Aufbruch, um allen die Involvierung in die Auseinandersetzung in die verfasste Studierendenschaft zu ermöglichen (Bspw. Benennung der Hörsäle im Philturm, Filmveranstaltungen).
- Verbesserung der sozialen Lage von allen Studierenden (bspw. bedingungsloses Bafög, direkte solidarische Unterstützung, Beratungs- und Hilfsangebote sowie Begleitung bei Konflikt mit Behörden).
- Für die Beendigung prekärer Beschäftigungsverhältnisse an der Universität.
- Eine Studienreform, die gegenüber der Konkurrenz durch den Vergleich über Noten, Lernen als solidarischen, gemeinsamen Prozess, gerichtet auf die Lösung gesellschaftlicher Probleme, ermöglicht.
- Eine Orientierungseinheit in der Hand der Studierenden.
- Die Öffnung von (selbstverwalteten) studentischen Aufenthalts-, Lern- und Arbeitsräumen.
- Aufklärung gegen Rechts, hin zu einem kritischen Verständnis gesellschaftlicher Probleme.
- Eine Ausfinanzierung der Universität damit sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung allumfassend entsprechen kann.
So tragen wir als Studierendenschaft zur Verwirklichung einer friedlichen und solidarischen Gesellschaft bei und beziehen damit Position gegen Rechts.